Menschen haben Wünsche, von denen viele unerfüllt sind. Sie haben Hoffnung auf die Erfüllung dieser Wünsche.
Die Fähigkeit, zu wünschen und zu hoffen, ist auch den Tieren gegeben, umso mehr, je höher sie entwickelt sind. Die Grenze liegt in ihrer Phantasie und ihrem Abstraktionsvermögen.
Wie die Liebe, die sich vielleicht von dem ursprünglichen biologischen Mechanismus der Liebe zu den Kindern, Partnern und den Mitgliedern der Familie und Horde gelöst hat, ebenso wie sich die Sexualität von ihrer ursprünglichen Grundlage gelöst hat, sind vielleicht auch Wünsche und Hoffnungen ursprünglich Werkzeuge zur Bewältigung des tierischen Lebensumfelds, die sich unter den menschlichen Bedingungen von ihrem unmittelbaren Entstehungsgrund lösen können.
Wenn die Erfüllung der Wünsche nicht unmittelbar zu erwarten ist, strahlen Wunsch und Hoffnung aus, die Gefühle können sich auf nichts Naheliegendes richten, deshalb transzendieren sie die unmittelbare Umgebung und Lebenswirklichkeit des Menschen und projizieren die Wünsche und Hoffnungen auf eine ferne Welt oder Einheit anderer Art.
Diese Ausstrahlung kann sich nun auf ein oder mehrere bestimmte Ziele richten, transzendente Objekte – oder sie richtet sich nicht auf ein bestimmtes Ziel, sie strahlt nur aus.
Menschen wollen daran glauben, daß ihre Wünsche und Hoffnungen erfüllt werden. Aus diesem Glauben wurde eine Quelle der Religion.
Unsere Wünsche, die Hoffnung auf ihre Erfüllung, der Glauben an uns, daß wir unsere Ziele erreichen, daß unsere Wünsche erfüllt werden, motiviert, macht Mut, 'baut auf' und hat so Folgen für unser späteres Handeln, gibt uns ein Gefühl ruhiger Zuversicht.
Aber auch vorher nehmen wir diese unsere Gefühle wahr, und erleben sie, indem wir sie leben. Sie sind für uns ein Wert an sich – vielleicht kein Wert, eher ein Ding für sich.
So wie die Liebe sich erheben, erweitern kann, vom Unmittelbaren bis zu einem Reich der Liebe, das von den Menschen ausstrahlt – oder auch nicht – so strahlen auch unsere Wünsche und Hoffnungen in den Raum hinein und bilden ein Reich des Guten – "gut" dabei in anderem Sinn als das moralisch Vorgeschriebene, eher des Guten, Wertvollen.
Wünsche, Hoffnungen, der die Glauben 'erheben aus den Niederungen des Alltags', schaffen eine Situation des Feiertags – was nur insoweit schädlich ist, als wir die reale Wunscherfüllung mit realen Handlungen über dieser Feiertagsstimmung vernachlässigen.
Wir könnten uns damit befassen, auf diese Weise unseren Lebensablauf zu heiligen.